Rundgang Willsbach
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Weinsberger Straße 10, Obersulm-Willsbach

Das Gebäude von 1875
Das zweigeschossige, fast vollständig aus Schilfsandstein erbaute Gebäude mit seinen symmetrisch angeordneten Fenstern, dem Gesimse zwischen den Stockwerken und dem Dreispitz über dem Eingang zeigt Elemente eines Neorenaissancebaus. Der Baustiel zu jener Zeit war der sog. Historismus, bei dem in der Architektur unterschiedliche, an frühere Epochen angelehnte Baustiele angewandt wurden (z.B. Neugotik, Neuromantik, Neorenaissance). Der usprüngliche Planer ist aus den Archivakten nicht ersichtlich. Auf jeden wurde dem damaligen Oberamtsbaumeister Gottlob Wagner in Weinsberg eine Planung zur Überarbeitung übergeben. So steht im Gemeinderatsprotokoll vom 24.Januar 1873: Der Vorstand legt den mit Bericht vom 20.Jan.1873 abgeändert übersandten Schulhausbauplan vor und fragt an, ob nun dieser Plan noch eine Bemängelung erfahre. Nach erfolgte Prüfung und Beratung Beschluß: Den vorgelegten Plan, wie er durch die Hand des Oberamtsbaumeisters abgeändert ist, definitiv zu genehmigen." Von Oberamtsbaumeister Wagner sind heute in Obersulm noch fünf weitere Gebäude erhalten, nämlich das Pfarrhaus in Willsbach, die beiden (alten) Schulhäuser in Affaltrach und Eschenau sowie die Backhäuser in Affaltrach und Eichelberg.
Die Volksschule
Im Erdgeschoss und im Obergeschoss befanden sich die beiden Schulräume für die Ober- und Unterklasse der Volksschule. Die Schulpflicht endete mit der 7.Klasse. Durch die starke Zunahme der Schülerzahlen wurde ab 1906 der Raum für die "Kleinkinderschule" im Erdgeschoss ebenfalls als Schulsaal genutzt. Nach dem Schulgesetz von 1909 sollten auf keinen Fall mehr als 60 Schüler eine Schulklasse besuchen. Die Schule hatte deshalb auch eine dritte Lehrkraft erhalten. Ab dem Schuljahr 1928/1929 wurde in Württemberg das achte Volksschuljahr eingerichtet. Ende der 50-er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde in Willsbach der Bau einer neuen Volksschule ins Auge gefasst. Zur gleichen Zeit gabe es auch in der Gemeinde Sülzbach ähnliche Überlegungen. Das "Gemeinschaftliche Oberamt in Schulsachen" (Landratsamt und Oberschulamt) schlug daraufhin den beiden Gemeinden den gemeinsamen Bau eines Schulhauses vor. Im Juni 1964 konnte das neue Schulhaus des "Schulverbands Willsbach-Sülzbach" im Gewann Winteräcker" an der Markungssgrenze zwischen den beiden Gemeinde bezogen werden. Rund 100 Schüler aus Sülzbach, 300 aus Willsbach und 90 Schüler des sog. Mittelschulzugs fanden dort ihre neue Heimat. Diese Schule erhielt am 24.Juni 1988 den Namen "Michael-Beheim-Schule".
Mittelschule (Mittelschulzug) / Realschule
Doch die Schulräume im alten Schulhaus blieben nach dem Auszug der Volksschule nicht lange leer. Auf 1. April 1966 wird der bisherige Mittelschulzug zu einer selbständigen Mittelschule erhoben. Bald reichten die Schulräume für die neue Schulart im Gebäude des "Schulverbands Willsbach-Sülzbach" nicht mehr aus. So zogen bereits in den späten 60-er Jahren mehrere Klassen der Mittelschule (spätere Realschule) in dieses alte Schulgebäude an der Weinsberger Straße ein. Dort blieben sie bis zum Bezug des neuen Realschulgebäudes am 26.August 1974.
Vereinsnutzung
Heute wird das Gebäude von verschiedenen Vereinen aus der Gemeinde genutzt (z.B. DRK, NABU, Musikverein, Chorfreunde, Schw. Albverein).
Eine umfassende Schilderung der "Schulgeschichte des Sulmtals" findet sich in der Gemeindechronik von Obersulm von 1997 "Obersulm - sechs Dörfer - eine Gemeinde " auf den Seiten 495 ff in einem Beitrag des Autors Manfred Brehm wieder.
Die Kleinkinderschule
Willsbach war eine der ersten Gemeinden im damaligen Oberamt Weinsberg, die 1875 eine sog. "Kleinkinderschule" einrichteten. Dazu half auch eine größere Spende eines früheren Willsbacher Bürgers, der nach Amerika ausgewandert war. Die Kinderschule erhielt einen Raum im Erdgeschoss des neuen Volksschulgebäudes. Im ersten Jahr des Bestehens von Martini 1875 (11.November) bis Georgii 1876 (23.April) besuchten 37 Kinder die Kleinkinderschule. Aufsicht über diese Einrichtung führte der Ortsschulrat. Die erste Kleinkinderlehrerin, Karoline Krafft aus Höfingen, war eine Diakonissin der Großheppacher Schwesternschaft. Dort hatte sie auch ihre Ausbildung erhalten. Wegen wachsender Schülerzahl in der Volksschule und die daraus folgende Schulraumnot zog 1906 die Kleinkinderschule in die "Uralt"-schule (das Schüle) gegenüber dem Pfarrhaus in der heutigen St.Georgsgasse.