Sehenswertes in Eschenau

Der Weiler (Wohnplatz) Wieslensdorf

Scheppacher Straße, Obersulm-Eschenau

Ziegelhütte, Gutshof und Wohnplatz

Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Wieslensdorf im Jahre 1387. Die Adelige Hedwig von Dürrmenz vemachte dem Kloster Lichtenstern zum Eintritt ihrer beiden Nichten ins Klosterleben als sogenanntes "Leibgeding" (Mitgift) verschiedene Güter und Rechte, darunter auch in Wieslensdorf. Noch in der Urkarte von 1831 wird ein großes Gewann, das an den Waldbacher Wald angrenzt mit den Namen "Nonnenhölzle" bezeichnet. Auch der auf Waldbacher Markung angrenzende Wald war im Besitz des Klosters. Weiterer Besitz im Spätmittelalter lässt sich der adeligen Familie "von Helfenberg" zuschreiben. Hartmann von Helfenberg (b. Auenstein) stiftete 1293 den Johannitern in Affaltrach eine Meßpfründe. Die Stiftung hatte Erträge aus einem Teil der den "Helfenbergern" in Affaltrach und Eschenau zustehenden "Zehnten" und Grundstücken. Heute noch heißt ein Gewann, das westlich oberhalb des Weilers in Richtung Eschenau liegt: "Helfenberg". In der Eschenauer Dorfordnung von 1565 wird ein Burkhardt Gebhardt erwähnt, der jährlich an die Gemeinde Eschenau eine Abgabe für einen Acker "zu Wiselsdorff gelegen" zu zahlen hatte. In eben dieser Dorfordnung wird auch Eigenbesitz der Gemeinde (Acker und Wiese) in "Wiselsdorff" erwähnt. Bis zum Jahr 1840 führte die diekte Wegverbindung aus dem Weinsberger Tal nach Öhringen über Eschenau-Wieslensdorf-Scheppach. Dann wurde mit dem Bau einer neuen Straße begonnen, deren Verlauf die heutige Landesstraße (L 1035) bildet. Auch der alte Verbindungsweg, der durch das Gewann "Hasensprung" führte und sich in einem schlechten Zustand befand, wurde ab 1851 weiter nördlich auf einer neuen Trasse  nach Wieslensdorf geführt. Die Wegbauarbeiten wurden als "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme" von der Gemeinde an Bürger im Taglohn vergeben. Diese hatten dadurch die Möglichkeit ihre damals so drückende Steuerlast zu begleichen. Die alte Wegverbindung zwischen Eschenau und Wieslensdorf wurde früher auch "Hochgerichtsgasse" genannt, da sich dort so etwa auf der halben Wegstrecke bis 1803 die Hinrichtungsstätte und der Galgen befanden. Im Heimatbuch Eschenau wird berichtet, dass dort 1737 eine Maria Barbara Gäßlin von Wieslensdorf wegen Kindsmord enthauptet wurde. Das Gewann in diesem Gebiet trägt heute noch den Namen "Galgenberg".

Gutshof und Weiler Wieslensdorf

Wie oben bereits beschrieben, wird Wieslensdorf 1387 erstmalig erwähnt. Es scheint, dass das Dorf im Laufe der Jahrhunderte nicht dauerhaft besiedelt war. So zeigt das Forstkartenwerk "Neuenstadter Forst" von Georg Gadner und Johannes Oettinger, das zwischen 1585 und 1612 entstanden ist, keine Siedlung zwischen Eschenau, Scheppach, Rappach und Waldbach. Dagegen sind z.B. der Stollenhof, der Breitenauer Hof und der Vorhof in der Karte enthalten. Aber bereits im Kaufvertrag vom April 1650 zwischen den "Herren von Gemmingen" und "Friedrich Moser von Filseck" über das Rittergut Eschenau wird eine Ziegelhütte in Wieslensdorf aufgeführt. Zudem lässt sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein der Eschenauer Ortsherrschaft zugehöriger Gutshof nachweisen. Um 1720 betrug unter den "Herren von Ziegesar " die landwirtschaftliche Fläche dieses Hofs etwa 68 Morgen (entspricht etwa 23 ha). Zum Hof gehörte ein zweigeschossiges Sandsteingebäude mit Gewölbekeller sowie eine kleine Ziegelhütte. Auf einer Karte von 1732 des Corps de Guide über die Jagd- und Fischereigrenzen im Herzogtum Württemberg sind in Wieslensdorf nur  drei Gebäude eingezeichnet, nämlich der langgestreckte Gutshof  sowie die Ziegelhütte. Auf Grund von großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten verpfändeten  die "Herren von Ziegesar" zuerst ihr Eschenauer Schlossgut und verkauften es schließlich 1729 an die "Grafen von Öttingen". Von diesem Adelsgeschlecht erwarb 1736 "Johann Melchior von Killinger" das Rittergut und mit ihm auch den Wieslensdorfer Gutshof. Im Jahr 1801 musste sich der damlige Besitzer des Hofes, "Karl von Killinger", von diesem Besitz trennen, um in einer Erbauseinandersetzung die vielen Geschwister befriedigen zu können. Die Grundstücke wurden parzelliert und verkauft. In diesem Zusammenhang machte sich bei vielen Bauern eine regelrechte Aufbruchstimmuing breit. Doch einige Bauern haben  sich durch den Erwerb finanziell übernommen und mussten Grundstücke wegen Zahlungsunfähigkeit zurückgeben. Sie konnten teilweise in den ersten Jahren nach Abschluss der Kaufverträge nicht einmal den vereinbarten Zins zahlen. Zudem hatten sie Kriegslasten in Folge der "Napoleonischen Kriege" zu tragen und die witterungsbedingten Missernten zu Beginn des 19. Jahrhunderts taten das übrige dazu. In einem späteren Pfarrbericht heißt es: "Viele Bewohner haben sich durch übertriebenen Wagemut unüberlegt verschuldet. Oftmals führte die Schuldenlast in den betroffenen Familien über Jahrzehnte zu großer Not." Auf der anderen Seite wurden in Wieslendorf neue Hofstellen gegründet. Mitte des 19. Jahhunderts zählte der Weiler bereits 12 Wohngebäude. Die rund 80 Bewohner waren alle in der Landwirtschaft tätig. Ende des Jahres 2024  finden wir in dem nach wie vor landwirtschaftlich geprägten Wohnplatz 19 Wohngebäude, wobei die Einwohnerzahl ca. 50 Personen beträgt.

Die 1862 eröffnete Eisenbahnstrecke Heilbronn - Öhringen - Schwäbisch Hall bildet bei Wieslensdorf weitgehend die nördliche Markungs- und Landkreisgrenze. Im Zuge des Ausbaus der Strecke Heilbronn - Öhringen für den Stadtbahnbetrieb erhielt der Wohnplatz ab 2003 eine Bedarfshaltestelle (siehe auch Ortsrundgang "Bahnhof Eschenau").

Eine vom Königreich Württemberg verfasste feuerpolizeiliche Verordnung von 1808 verweist auf die große Brandgefahr durch die vielen Backöfen in den Häusern. Von da an wurden landauf und landab in den Gemeinden Gemeinschaftsbackhäuser gebaut, wobei in Eschenau aus finanziellen Gründen erst 1857 ein aus Sandstein bestehendes Backhaus verwirklicht werden konnte. Dieses Gebäude wurde 1976 abgebrochen. Das Baujahr des heute noch in Wieslensdorf vorhandene, aus Ziegelsteinen errichtete Backhaus, läßt sich nicht genau datieren. 1907 läßt sich eine kleinere Umbaumaßnahme nachweisen, in der das Gebäude auf ca. 8 qm vergrößert wurde. Vorher war vor dem Backofen lediglich ein kleiner überdachter Raum von ca. 3,5 qm.

Die Ziegelhütte in Wieslensdorf

Im oben genannten Kaufvertrag vom April 1650 wird eine Ziegelhütte in Wieslensdorf genannt. Weitere schriftliche Nachweise sind ab 1718 vorhanden, als z.B. die damalige Ortsherrschaft von Eschenau aus finanziellen Gründen den Gutshof zusammen mit der Ziegelhütte verpfändete. An Hand der Eschenauer Bürgermeister- und Heiligenrechnungen läßt sich seit 1722 nachweisen, dass die Gemeinde öfters Ziegel, Backsteine und Kalk aus dieser Wieslensdorfer Ziegelei bezogen hat. Auf jeden Fall gehörte sie zu dem herrschaftlichen Gutshof bis zu dessen  Verkauf durch "Karl von Killinger" im Jahr 1801. Die kleine Hütte mit ihrem Brennofen stand am oberen Ende des Weilers in der Nähe des Hofes. Der zur Herstellung der Ziegel benötigte Lehm konnte unmittelbar in der Nachbarschaft aus einer kleinen Lehmgrube gewonnen werden. Nach einer Beschreibung aus dem Jahr 1817 konnten in dieser Ziegelei im Jahr höchstens 2 Brände durchgeführt werden, wobei der zusätzlich benötigte Kalkstein mühsam von Neudeck geholt werden musste. Zum alleinigen Broterwerb reichten die Erträge für die Ziegler nicht. Sie waren auf ein zusätzliches Einkommen aus der Landwirtschaft angewiesen. Schon zu den Zeiten als die Hütte zusammen mit dem Hof den Eschenauer Ortsherren gehörte, gab es einen ständigen Wechsel bei den Betreibern. Die änderte sich auch nach dem Verkauf der Ziegelei 1801 an Private nicht. In diesem Jahr werden als "Ziegelhütten-Beständer" zwei Personen genannt: "Hofmann" und Mi(ü)ller". Letzterer ergriff bei Nacht und Nebel wegen totaler Überschuldung die Flucht, sodass über seine Schuldenanteile im Jahr 1802 gerichtlich verhandelt werden mussten. Auch in den Folgejahren gab es viele Wechsel bei den Eigentümern; reich scheint keiner von ihnen geworden zu sein. Als letzter Betreiber wird 1890 ein Ziegler namens Ostermann genannt. Die Ziegelhütte samt den Resten des alten Brennofens wurde 1959 abgerissen.


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