Sehenswertes in Eschenau

Grundschule Eschenau

Bahnhofstraße 30, Obersulm-Eschenau

Als Volksschule 1904 eingeweiht, erhielt das Schulgebäude in den Jahren 1960 und 1997 zwei Anbauten und beherbergt heute die Grundschule Eschenau.


Schule in früheren Zeiten

Das Schulwesen in Eschenau

Schulen wurden auf dem Lande erst nach der Reformation eingeführt und unterstanden der kirchlichen Aufsicht. Herzog Christoph von Württemberg erließ 1559 die "Große Kirchenordnung", die auch die erste "Schulordnung" enthielt. Sie hatte allerdings nur in seinen württembergischen Landen Gültigkeit. So galt also für Sülzbach, Weiler und Willsbach die württembergische Schulordnung, während in Affaltrach (mit dem kirchlichen Filial Eichelberg) und in Eschenau die jeweiligen Ortsherrschaften für eigene Schulordnungen sorgten. Der Ritterkanton Kraichgau, zu dem auch Eschenau gehörte, war 1544 zur evangelischen Glaubenslehre übergetreten. Die Herren von Gemmingen als Ortsherrschaft gründeten 1565 für Eschenau eine eigene Pfarrei. Bis dahin gehörte der Ort zur Pfarrei Affaltrach. Die Pfarrstelle wurde durch eine entsprechende materielle Ausstattung und durch Stiftungen abgesichert. 1592 wurden die Kirche und das  Pfarrhaus erbaut. All diese Maßnahmen scheinen dringlicher gewesen zu sein als eine Schulstube einzurichten. Erst 1630 finden sich in einer Rechnung der "Heiligenpflege" (Kirchenpflege) Hinweise auf einen Schulunterricht. Dort wurde vermerkt, dass der Schulmeister für seine Tätigkeit neben Naturalleistungen eine Entschädigung von 4 Gulden erhielt. 1650 bekam der Ort sein erstes Schulhaus.

Zunächst wurde nur in den Monaten November bis April unterrichtet ("Winterschule"). Um 1700 wurde unter großem Widerstand der bäuerlichen Bevölkerung zusätzlich die "Sommerschule" (Mai bis September) eingeführt. Meistens besuchte sie nur die Hälfte der Winterschüler. Grund für ein häufiges Fernbleiben war die Mithilfe in der Landwirtschaft, aber auch manchmal das Fehlen ordentlicher Kleidung. Besonders die Ausbildung der Mädchen schien darunter gelitten zu haben, denn selbst noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts ist in den Akten der Erbteilungen oftmals zu erkennen, dass weibliche Erben ihre Unterschrift nur mit drei Kreuzen getätigt hatten. Der Lehrstoff wurde in enger Absprache mit dem Pfarrer ausgewählt, der auch die Aufsicht über den Lehrer und die Schule hatte. "Zucht und Ordnung" sollten vermittelt werden sowie Grundzüge des "Lesens und Schreibens" anhand von Psalmen oder Bibeltexten. Rechnen wurde z.B. in den württembergischen Landen erst ab 1729 in die Schulordnung aufgenommen.

Unter Freiherr Georg Friedrich von Killinger wurde 1761 für Eschenau eine "Hochherrschaftliche Schulpflicht Ordnung" erlassen, die unter anderem festlegte, dass sofort alle Kinder ab dem 7. Lebensjahr bis zur Konfirmation ganzjährig die Schule besuchen müssen. Im Herzogtum Württemberg war schon 1649 eine allgemeine Schulpflicht eingeführt worden. 1806 endete die reichsritterschaftliche Herrschaft über Eschenau. Unter der neuen Herrschaft des Königreichs Württemberg waren ein Großteil der alten feudalen Privilegien nun hinfällig, auch die Zuständigkeit für das Schulwesen am Ort. Die württembergische Generalschulverordnung von 1810 verstärkte den Schulzwang. Das Volksschulgesetz von 1836 stellte dann für Jahrzehnte eine solide Grundlage für das Volksschulwesen dar.

Arbeitsschulen entstanden im 18. Jahrhundert aus den Armenschulen heraus; sie waren zum einen zur frühen Schulung einer späteren Berufsarbeit eingerichtet worden. Ein weiteres Ziel war es die Kinder der Armen durch Beschäftigung zu unterstützen. Die Schulbezeichnung war vielfältig: Industrieschule, Frauenarbeitsschule, Gewerbeschule u.a. In der Mitte des 19. Jahrhunderts  finden wir in Eschenau auch eine sogenannte  "Industrieschule".  Schon die  württembergische Generalverordnung von 1811 bestimmte, dass mit jeder öffentlichen Schule eine "Industrie- oder Arbeitschule" für Mädchen und Knaben zu verbinden sei. Allerdings finden sich aus dieser Zeit im Gemeindearchiv nur Unterlagen über einen Unterricht für Mädchen . Aus den Industrieschulen hatte sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts der Handarbeitsunterricht in den Dorfschulen entwickelt. Im Laufe der Jahre wurden die Anforderungen an die Arbeitsschulen immer höher, die Ausstattung durch die Gemeinden blieb besonders auf den kleinen, ärmeren Dörfern auf einem veralteten Stand. So mahnte das Heilbronner Oberamt in Schulsachen im März 1933 "dass Eschenau ihre weibliche Fortbildungsschule nicht den Bedürfnissen der heranwachsenden Töchter angepasst habe." Aus Kostenersparnis wurde in Affaltrach 1933 eine Schullehrküche eingerichtet, die auch von Schülerinnen aus Eschenau, Eichelberg und Weiler besucht wurde. Die seitherige Eschenauer "Gewerbeschule" war bereits Ende 1932 aufgehoben worden.

Die jüdischen Kinder besuchten anfangs die evangelische Schule, bekamen aber einen eigenen Religionsunterricht. 1797 erhielt die angewachsene jüdische Gemeinde ihr eigenes Gemeindezentrum; bis dahin hatte sie die Affaltracher Synagoge mitbenutzt. 1843 wird von 13 Kindern in der israelischen Konfessionsschule in Eschenau berichtet. Da in den folgenden Jahrzehnten öfters die "Vorsängerstelle", die zugleich die Lehrerstelle war, nicht besetzt werden konnte, besuchten die jüdischen Schüler in dieser Zeit wieder die örtliche Volksschule. Als die Schülerzahlen Ende des 19. Jahrhunderts deutlich zurückgingen, vereinbarten 1880 die  Israeliten von Eschenau und Affaltrach vertraglich eine Schulgemeinschaft. Sitz des Schullehrers war zunächst in Eschenau. In dieser  Art "Wanderschule" wurde zunächst im Wechsel zwischen Eschenau und Affaltrach unterrichtet, zwei Monate in Affaltrach - ein Monat in Eschenau. Da jedoch die Zahl der Affaltracher Schüler deutlich höher war als die in Eschenau, wurde der Unterricht im Jahr 1890 - zwar nach einigen Querelen - ganz in die Synagoge nach Affaltrach verlegt. 1905 wurde die jüdische Konfessionsschule aufgelöst und die jüdischen Kinder besuchten von da an die evangelische Volksschule (siehe auch "Ehemalige Synagoge Eschenau").

Einige fortschrittliche und weitsichtige Eschenauer Bürger, darunter besonders der damalige Pfarrer Christoph Schnazzer, gründeten 1870 eine Kleinkinderschule. Trotz einer guten und aufopfernden Leiterin hatte diese Schule lange unter einem nur recht bescheidenen Besuch zu leiden. Schließlich wurde sie 1913 mangels Nachfrage wieder geschlossen.

Schullehrer in früheren Zeiten

Wie im Herzogtum Württemberg war auch unter der reichritterschaftlichen Ortsherrschaft von Eschenau die Schulmeisterstelle meist mit dem  Mesneramt verbunden. Schulmeister, Mesneramt und eine kleine Landwirtschaft zur Selbstversorgung prägten über zwei Jahrhunderte den Beruf. Dabei wurden oft Männer mit unzureichender Qualifikation in den "Schuldienst" übernommen. Nicht selten mangelte es am einfachsten Können wie Lesen und Schreiben. Nicht von ungefähr kommt der Ausspruch "... der ist zum Feldschützen in die Schule gegangen". Einem zeitgenössischen Bericht aus einer Nachbargemeinde von Eschenau ist zu entnehmen, dass der dortige Schulmeister bei den einfachsten Grundrechenarten total überfordert war und sich mehr seiner landwirtschaftlichen als seiner schulischen Tätigkeit widmete. Zum Einkommen eines Schulmeisters gehörten neben einer festen Besoldung durch Natural- oder Geldleistungen auch die Schulgebühren. Im Gerichtsprotokoll von 1775 ist für den Besuch der Eschenauer Sommerschule festgelegt: "... und hat der Schulmeister von jedem Kind (...) vierteljährlich 8 Kreuzer einzuziehen". Häufig wurde der Schulmeister von einzelnen Familien verpflegt oder ging zum Essen von Haus zu Haus. Nachdem Anfang des 17. Jahrhunderts für die Eschenauer Kirche eine Orgel beschafft wurde, gehörte das sonntägliche Orgelspiel ebenfalls zu seinen Aufgaben und besserte sein Einkommen leicht auf. Die Schulaufsicht lag bei der Kirche. Die Pfarrer waren von Amts wegen Ortsschulinspektoren, wobei die jeweilige Ortsherrschaft starken Einfluss nahm und letztendlich das Sagen hatte. Die Einstellungsexamen sahen im 18. Jahrhundert folgende Fächer vor: Bibel bzw. Katechismus, Schreiben und Lesen, Musik (vocal und instrumental), gutes Orgelspiel war ganz wesentlich. Rechnen bekam erst ab 1700 einen höheren Stellenwert und wurde in den württembergischen Landen 1729 als Fach in den Lehrplan "befohlen".

Bei einer Schulmeisterwahl im Mai 1804 in Eschenau bewarben sich 15 Kandidaten und mussten rund 100 Fragen beantworten. Drei Beispiele daraus: "Darf und soll der Lehrer auch körperliche Züchtigungen gebrauchen?", "Darf der Lehrer zuweilen auch größere Kinder zum Unterricht bei den Kleineren gebrauchen?" oder "Was gibt es für Bücher, welche der Lehrer bei seinem Unterricht in der Schule benutzen kann?" Die Prüfung wurde vormittags in der Schule und nachmittags in einem zweiten Teil in der Kirche abgenommen.

1811 wurde als erste Ausbildungsstätte das "Lehrerseminar" in Esslingen gegründet und ab 1828 mussten alle Lehrer staatlich geprüft sein. 1836 wurde die Schulmeisterbesoldung neu geregelt und für das Gehalt hatten nun die Gemeinden aufzukommen. Diese Regelung galt bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. So stellte die Gemeinde Eschenau noch 1908 ein Gesuch um einen Staatsbeitag zu den Gehältern der Volksschullehrer.

Auf Grund der gestiegenen Schülerzahlen Mitte des 19. Jahrhunderts sollte in Eschenau eine zweite Schullehrerstelle eingerichtet werden. In Ermangelung von Wohnraum war dies nicht möglich und man musste sich weiter mit Hilfslehrern begnügen. Dies änderte sich erst mit dem Schulneubau 1904.

"Fräulein Lehrerin"

Frauen hatten zu Beginn des 19. Jahrunderts den Zugang zum Lehrerberuf hart erkämpfen müssen. Meist wurden sie nur eingestellt, wenn Lehrermangel herrschte, besonders in Kriegszeiten. Das erste Gesetz, das vorschrieb, dass Lehrerinnen bei Verheiratung aus dem Schuldienst ausscheiden mussten, stammt von 1879 aus dem Großherzogtum Baden. Die anderen deutschen Länder folgten nach. Das im Sprachgebrauch benannte "Lehrerinnenzölibat" wurde zwar durch die Weimarer Verfassung 1919 offiziell aufgehoben, aber bereits 1923 wieder reichsweit eingeführt. Nach Inkrafttreten des Grundgesetzes 1948 wurde diese Regelung 1951 bundesweit abgeschafft, in Baden-Württemberg sogar erst 1956.

Die Schulgebäude (Schulräume und Lehrerwohnung)

Die  Anfänge

Über einen ersten Schulunterricht in Eschenau in der Zeit um 1630 berichtet eine Rechnung der "Heiligenpflege" (= Kirchenpflege). Der Unterricht fand damals wie fast in allen Dörfern in der Wohnstube des Schulmeisters statt. Man mag sich vorstellen, welche Zustände dabei herrschten. 

Das Schulhaus von 1654/55

1650 erwarb Generalmajor Friedrich Moser von Filseck das Rittergut Eschenau. Als Folge des 30-jährigen Krieges lag die Moral der Ortsbewohner völlig darnieder, wie von Seiten des Pfarrers immer wieder gegenüber der Ortsherrschaft betont wurde. Um zumindest bei der Jugend ein gewisses Maß an Zucht und Ordnung zu erlangen und um dem Drängen des Pfarrherren nachzukommen, sah sich Friedrich Moser von Filseck genötigt, ein Schulhaus erbauen zu lassen. Zu dessen Bau forderte er auch eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde und der Kirche. Das Schulhaus entstand 1654/55 in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche. Der Beschreibung nach handelte es sich um ein ärmliches Bauwerk mit nur einem Schulraum und einer kleinen Lehrerwohnung.

Das Schulhaus von 1784

Bedingt durch die Ende des 18. Jahrhunderts stark gestiegene Einwohnerzahl war die einklassige alte Schule viel zu klein geworden und war zudem baufällig. 1784 wurde das alte Schulgebäude abgebrochen. Um den Bauplatz zu vergrößern wurde von dem im Norden der Kirche angrenzenden sog. "Rondell" ein Stück Land mit einem alten Gebäude vom Baron von Weiler erworben. Mit 200 Gulden Kaufpreis ließ er sich das alte Gemäuer gut bezahlen. Das neue Schulhaus erhielt im Erdgeschoss zwei Schulräume und eine darüberliegende Wohnung für den Schulmeister. Das Gebäude konnte so den Erfordernissen der nächsten Jahrzehnte für einen geordneten Schulunterricht genügen. Eigentümer des Schulhauses war die "Heiligenpflege" (=Kirchenpflege). Die bürgerliche Gemeinde beteiligte sich allerdings mit an den Baukosten. Weiter steigende Einwohnerzahlen führten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erneut zu einer Schulraumnot. So waren im Jahr 1870 von den 1145 Einwohner 166  schulpflichtige Kinder, die in der Volksschule unterrichtet werden mussten. Je ein Schulraum stand für die untere und die obere Klassenstufe zur Verfügung. Der Klassenraum für die älteren Schüler war noch durch einen einfachen Bretterverschlag geteilt, damit Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet werden konnten. Da diese räumlichen Zustände eigentlich nicht mehr tragbar waren, wurde eine Schulraumerweiterung ins Auge gefasst. Zudem musste sich 1874 der Gemeinderat mit einem Consistorial-Erlass befassen, der für die Eschenauer Schule eine zweite Lehrerstelle forderte.

Der damalige Pfarrer Christoph Schnazzer schrieb am 21. Juli 1874 einen langen Brief an Schultheiß und Gemeinderat und bat für die Lehrer einen angemessenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Das gerade zum Verkauf stehende "Zieglersche Wohnhaus" sollte aus seiner Sicht für diesen Zweck von der Gemeinde erworben werden. Welche gesellschaftliche Stellung damals Lehrer genossen, zeigt sich in dem Antwortschreiben des Schultheißen Christian Ruß. Unter anderem schrieb er wörtlich: "Es erscheint mir das Zieglersche Wohnhaus für Schullehrer viel zu kostbar und zu teuer, indem die Herren Lehrer, die bloß auf Kosten anderer leben, sich doch mit geringeren Wohnungen begnügen dürften". Letztendlich wurde der Lehrer in einer anderen Wohnung untergebracht und die seitherige Lehrerwohnung als dritter Schulraum verwendet. 

Verschiedene Vorschläge für eine weitere Schulraumverbesserung lagen auf dem Tisch: Neubau eines Schulhauses im Garten der alten Schule, Erweiterung des alten Schulhauses auf der östlichen Giebelseite um rund drei Meter und es lag sogar ein Plan vor, die obere Kelter aus dem Jahr 1572 aufzustocken und dort zwei Schulräume und zwei Lehrerwohnungen unterzubringen. Da von der bürgerlichen Gemeinde und von der Kirche unterschiedliche Ansichten zur Entscheidung angeführt wurden, entschied man sich von einem Fachmann Rat und Wissen einzuholen. Der Oberamtsbaumeister Gottlob Wagner von Weinsberg erhielt den Auftrag, für alle drei Vorschläge Entwürfe und Kostenschätzungen zu fertigen. Bei dem 1875 neu ins Schulheißenamt gewählten Ratsschreiber Wilhelm Meyder fand Pfarrer Christoph Schnazzer einen Fürsprecher in Sachen Schulhausneubau. Nachdem die Entwürfe und die Kostenschätzung vorlagen, trat bei Schultheiß und Gemeinderat Ernüchterung ein. Egal für welchen Vorschlag man sich entscheiden sollte, die Finanzmittel der Gemeinde reichten nicht aus. Erst rund 30 Jahre später endeten die unbefriedigenden Schulverhältnisse mit dem Neubau einer Schule im Jahr 1904.

Zuvor war die Gemeinde Eigentümerin des alten Schulhauses geworden. Auf Grund des Gesetzes von 1887 wurde das Vermögen des "Heiligen" = Heiligenpflege (heute Kirchenpflege) zwischen bürgerlicher und Kirchengemeinde aufgeteilt (Ausscheidung des Schulvermögens aus dem Kirchenvermögen). Das Gebäude wurde 1904 an einen Privatmann verkauft. Es ist das heutige Gebäude Kirchgasse Nr. 14.

Das Schulhaus von 1904

Auch unter erneutem Druck der oberen Schulbehörde wegen der nach wie vor engen Raumverhältnisse, plante die Gemeinde unter Schultheiß Carl Stoewe ab 1897 ernsthaft einen Schulhausneubau. Er erwarb 1894 für die Gemeinde am damaligen Ortsausgang Richtung Bahnhof von zwei ortsansässigen israelitischen Familien für 1050 Mark einen passenden Bauplatz. Er war groß genug, dass er außer dem massiven Gebäude mit drei Schulräumen und zwei Lehrerwohnungen, auch noch Platz für den Schulhof und zwei Gemüsegärten für die Lehrerfamilien bot. Ein vierter Raum stand für die Kleinkinderschule zur Verfügung. Die Baukosten für das im Jugendstil gehaltene Schulgebäude beliefen sich auf rund 50.000 Mark. Die Planung lag bei Oberamtsbaumeister Gottlob Wagner, der sich durch den Bau von Schulhäusern in der Umgebung einen guten Namen gemacht hatte. Die Einweihung am 1. September 1904 war mit einem großen Kinderfest verbunden. Es entstand ein Schulgebäude, das sich bis zum heutigen Tage sehen lassen kann. Die Gestaltung war für die damalige Zeit mehr als großzügig. Hell, geräumig und hoch sind die heute noch genutzten Klassenräume. Die Lehrerwohnungen waren an der Ostseite der beiden oberen Stockwerke untergebracht. Zu jeder Wohnung gehörte ein überdachter Balkon. Ein für die ländliche Gegend überaus großer Luxus. Nachdem in den vorherigen zehn Jahren die Schulmeisterstelle wegen der räumlichen Verhältnisse nicht mehr ständig besetzt werden konnte, zogen nun sofort zwei ständige Lehrer auf. Von 1966 bis 1985 war die überaus geschätzte Schulleiterin Maria Hörle die letzte Bewohnerin einer Lehrerwohnung in diesem Schulhaus.

Der Schulhausanbau von 1959/1960

Der Zuzug vieler Heimatvertriebener und Flüchtlinge mit ihren Kindern nach dem Zweiten Weltkrieg führte wieder zu einem deutlichen Anstieg der Schülerzahlen. Bald gab es keinen Platz für alle Schüler im Schulhaus. So schaffte man im Pfarrsaal vorübergehend ein Provisorium, in dem Schule gehalten werden konnte. Zusätzlich wurde in zwei Räumen einer ehemaligen Lehrerwohnung Unterricht erteilt. Unter Bürgermeister Kurt Schlör entschloss sich 1959 der Gemeinderat die Schule durch einen Anbau zu erweitern. Ein Neubau der total veralteten Sanitäranlagen war ebenfalls äußerst notwendig. Zuvor war ernsthaft darüber diskutiert worden, ob ein Abriss der alten Schule und ein völliger Neubau nicht zweckmäßiger wäre. Architekt Erwin Leisterer aus Weinsberg wurde mit der Planung beauftragt. Das einstöckige neue Gebäude entstand auf der Fläche des seitherigen Gemüsegartens. Es enthielt zwei große, geräumige Klassenzimmer, die durch eine mobile Zwischenwand in einen größeren Raum umgestaltet werden konnten. Ein zum Klassenzimmer offener Nebenraum diente als Lehrerzimmer. Ferner wurden neue Sanitäranlagen dort untergebracht. Die Einweihung fand zu Beginn des neuen Schuljahres 1960 statt.

Der Schulhausanbau von 1995 - 1997

Die neuen Baugebiete in der "Reuterung" und in den "Gabeläckern" sowie die geburtenstarken Jahrgänge ließen die Schülerzahlen soweit ansteigen, dass die Schule wieder an ihre räumlichen Grenzen stieß. Der Gemeinderat stimmte im Juli 1995 der Planung des Architekten Lothar Braun aus Heilbronn einstimmig zu, die einen Abriss des seitherigen Anbaus und an dessen Stelle einen zweigeschossigen Baukörper mit einem Verbindungstrakt zum alten Schulhaus vorsah. Fünf neue Klassenräume und ein Kursraum waren im Neubau eingeplant sowie ein Aulabereich für Gemeinschaftsveranstaltungen. Das Lehrerzimmer und der Verwaltungsbereich wurden in den Altbau verlegt, der zusätzlich umfangreich saniert wurde. Die Gesamtkosten für die Schulhauserweiterung betrugen rund 3,5 Mio. DM. Während der Bauzeit wichen drei Schulklassen nach Affaltrach in das dortige alte Schulhaus in der Eschenauer Straße aus. Bei der Einweihungsfeier am 28. Juni 1997 zeigte sich Bürgermeister Harry Murso erfreut, wie sich das gelungene Ensemble aus Alt- und Neubau harmonisch ins Ortsbild einfügt - ein Schmuckstück für die Ortschaft Eschenau.

Von der Volksschule zur Grundschule im 20. Jahrhundert

Auch mit dem Umzug in das neue Schulhaus im September 1904 blieb es noch fünf Jahre lang bei einer Aufteilung der Schüler in zwei Klassen, einer Unter- und einer Oberklasse. Die Schulpflicht endete mit der 7. Klasse. Zeitweise wurden so bis zu 160 Schüler unterrichtet. Das Schulgesetz vom 17. August 1909 brachte dann erhebliche Verbesserungen. So sollten auf keinen Fall mehr wie 60 Schüler eine Schulklasse besuchen. Zuvor war schon 1907 der Lehrplan deutlich verbessert worden, die Realfächer rückten noch mehr in den Vordergrund. Erst 1911 konnten diese Neuerungen an der Eschenauer Schule so recht zur Wirkung kommen. Eine dritte Lehrkraft wurde zugewiesen, die bedingt durch den Ersten Weltkrieg schon 1915 wieder abberufen wurde. Kurze Zeit nach Ende des Krieges konnte diese Stelle wieder besetzt werden. 

Ab dem Schuljahr 1928/1929 wurde in Württemberg das achte Volksschuljahr eingeführt. Eschenau bat - aus welchen Gründen auch immer - um Aufschub. Erlass des damaligen Kultusministeriums: "Die achtjährige Schulpflicht tritt in Eschenau mit Beginn des Schuljahres 1933/1934 in Kraft". Ein weiteres Klassenzimmer für den erweiterten Unterricht wurde durch den Umbau einer Lehrerwohnung gewonnen. Kriegsbedingt konnte der Unterricht von 1941 bis Mitte März 1945 erneut nur von zwei Lehrern erteilt werden. Zu Kriegsende diente das Schulhaus als Hauptverbandsplatz für verwundete Soldaten. Erst ungefähr sechs Monate später, zum 1. Oktober 1945, begann wieder ein allerdings eingeschränkter Schulbetrieb. Die seitherigen Lehrkräfte durften aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit und ihrer dortigen Funktionen keinen Unterricht mehr erteilen.

In der schweren Nachkriegszeit litten viele Kinder unter der schlechten Ernährungslage. Aus diesem Grund beantragte der 1947 kommissarisch eingesetzte Bürgermeister Hans Wirth für die Eschenauer Schüler die Teilnahme an der sog. "Hoover Speisung", die von der amerikanischen Militärregierung eingeführt worden war. Bis 1950 wurde die für die damalige Zeit segensreiche "Schülerspeisung" fortgeführt.

Bis zu einem regulären Schulunterricht dauerte es noch einige Zeit. Erst Anfang 1951 fand der Unterricht in vier Klassenräumen mit vier Lehrern statt. Jeweils zwei Jahrgänge wurden zusammen in einem Klassenzimmer unterrichtet.

Bis zur  Umsetzung des sog. Schulentwicklungsplans des Landes Baden-Württemberg im Jahr 1967 blieb es bei der Volksschule mit einer achtjährigen Schulpflicht. In diesem Jahr wurde aus der seitherigen Volksschule eine "Grundschule" für die Klassen 1 bis 4 sowie eine "Hauptschule" für die Klassen 5 bis zur (neu eingeführten) Klasse 9. Die Hauptschüler aus Eichelberg, Eschenau, Reisach und Weiler wurden zusammen mir den Schülern aus Affaltrach zu einem  (Nachbarschafts)-schulverband zusammengeschlossen. Zum Sitz der Verbandsschule wurde Affaltrach bestimmt. Verständlicherweise reichten die dortigen Schulräume nicht aus. So wurden zwei Hauptschulklassen nach Eschenau ausgelagert. Die beteiligten Gemeinden gründeten 1969 den "Nachbarschaftshauptschulverband Oberes Sulmtal" auch mit dem Ziel in den "Äußeren Gabeläckern" zwischen Eschenau und Affaltrach ein neues Verbandsschulgebäude zu bauen.

Nach der Gemeindereform 1972 mussten diese Pläne nicht weiterverfolgt werden. Das Oberschulamt Stuttgart schlug nämlich vor, eine Neuordnung der Schullandschaft im Weinsberger Tal vorzunehmen. Der Vorschlag lautete: Die Hauptschüler aus Obersulm und Löwenstein besuchen künftig alle das Schulgebäude des damaligen Schulverbands "Mittleres Sulmtal" in Willsbach (heutige Michael-Beheim-Schule) und die dortigen Hauptschüler aus Wimmental und Grantschen gehen künftig nach Weinsberg in die Schule. Mit Beginn des Schuljahres 1974/1975  wurde dieser Vorschlag umgesetzt und alle Obersulmer Hauptschüler wurden in Willsbach eingeschult. Ab diesem Zeitpunkt beherbergt das Schulgebäude in Eschenau ausschließlich eine "Grundschule". Für den Ortsteil Eschenau eine gute Einrichtung, ist die Schule doch nach dem Motto "Kleine Kinder - kurze Wege" selbst für die Jüngsten fußläufig erreichbar.


Zurück zur Übersicht

Eigenen Rundgang planen

Mit unserem Planungs-Tool können Sie Ihren eigenen Rundgang durch Eschenau per Google Maps planen und somit Route und Dauer per Auto, Fahrrad oder zu Fuß berechnen.

Jetzt eigenen Rundgang planen